Verena Maurer und Elias Nunner
Im Süden des Emmeramsplatzes befindet sich die Kirche St. Emmeram, und südlich davon wiederum das Schloss St. Emmeram der Thurn und Taxis. An diesem Ort ist bereits vor rund 1300 Jahren ein Klosterkomplex anzunehmen, dessen Geschichte eng mit Kaisertum und Reich verflochten ist. Als großer Verehrer des Heiligen Emmeram ließ Kaiser Arnulf von Kärnten (um 850-899) eine Pfalz in unmittelbarer Nähe des Benediktinerklosters erbauen, von der sich nach ihrer Zerstörung im 13. Jahrhundert keine eindeutigen Spuren erhalten haben. Der Status des Klosters war im Mittelalter zeitweise umstritten, 1295 bestätigte jedoch König Adolf von Nassau (vor 1250-1298) seine Stellung als reichsfreie Abtei. Bei Reichstagen dienten die Gebäude auch den Teilnehmern als Quartier. Im 18. Jahrhundert gaben die Machtbestrebungen der Äbte, insbesondere des ersten Fürstabts von Sankt Emmeram, Anselm Godin, dem Kloster ein neues Gesicht. Angesehene Künstler wurden beschäftigt, um das Ensemble dem Zeitgeschmack des Rokoko entsprechend umzubauen. Eine idealisierte Ansicht der Planungen des Linzer Baumeisters Johann Michael Prunner zeigt ein Kupferstich aus dem Jahr 1750. Wichtiger für die Geschicke des Reiches waren jedoch die Prinzipalkommissare, die hier residierten.
Prinzipalkommissare im Kloster
Die Stellvertreter des Kaisers beim Immerwährenden Reichstag zogen 1663 in die Räume des Klosters. Ihr Thron ist noch im Original erhalten und befindet sich im heutigen Schloss. Der Innenhof sowie die Umgebung des Schlosses waren zu dieser Zeit oft Schauplatz von festlichen Ereignissen. So veranstaltete man 1717 im Innenhof eine Illumination zur Feier der Eroberung Belgrads. Hierfür wurde aus einfachen Materialen wie Holz oder Pappe ein schmuckreicher, 12 Meter hoher und 30 Meter langer temporärer Baukörper geschaffen, der von Kerzen und Fackeln erhellt war.
Huldigungen und Brandkatastrophe – die Thurn und Taxis
Seit Fürst Alexander Ferdinand von Thurn und Taxis (1704-1773) 1748 das Amt übernahm, stellte diese mächtige Familie sämtliche weitere Prinzipalkommissare bis zum Ende des Heiligen Römischen Reichs. Erforderlich schien nun ein angemesseneres Logis als die Unterkunft im Klostergebäude. Geeignet war der heute verlorene Freisinger Hof im Norden des Emmeramsplatzes, der 1748 zu einem prachtvollen Palais umgestaltet wurde. Aber die Familie nutzte auch Räume im Kloster selbst als ‚Inneres Palais‘. Auf dem Emmeramsplatz entstanden prachtvolle ephemere, also temporäre Architekturen, so für eine Huldigung, welche der Prinzipalkommissar Alexander Ferdinand von Thurn und Taxis 1750 stellvertretend für Kaiser Franz I. (1708-1765) abhielt. Im Jahr 1792 brannte der Freisinger Hof aufgrund von hier gelagerten Illuminationskerzen bis auf die Grundmauern ab, und die Fürsten zogen in das ‚Äußere Palais‘ an der Westseite des Emmeramsplatzes – wo sich heute die Regierung der Oberpfalz befindet. Dieser Bau aus dem 17. Jahrhundert beherbergte bis dahin die Gesandten von Kurtrier. Die Thurn und Taxis wechselten 1812 von dort in das Kloster St. Emmeram, das im Zuge der Säkularisation 1810 in ihren Besitz übergegangen war.
Literaturhinweis
Karl Möseneder (Hg.): Feste in Regensburg. Von der Reformation bis zur Gegenwart, Regensburg 1986.
Max Piendl: St. Emmeram in Regensburg: die Baugeschichte seiner Klostergebäude, in: Max Piendl (Hg.): Beiträge zur Baugeschichte des Reichsstiftes St. Emmeram und des Fürstlichen Hauses in Regensburg (Thurn-und-Taxis-Studien 15), Kallmünz 1986, 35-354.