Altes Thurn und Taxis Postamt

Rebekka Denzel

„Hoch auf dem gelben Wagen, sitz ich beim Schwager vorn. Vorwärts die Rosse traben, lustig schmettert das Horn.“ Am Neupfarrplatz, auf der rechten Seite, wo die Residenzstraße aus der Richtung des Domes einmündet, ist noch heute das ehemalige Postamtsgebäude der Kaiserlichen Reichspost (1490-1806) zu finden. Es erinnert an ein längst vergangenes Zeitalter, als die Post noch zu Pferd unterwegs war und Postreiter und Postkutschen zum täglichen Erscheinungsbild in frühneuzeitlichen Städten gehörten. Die Einrichtung der Reichspost im Jahr 1490 war revolutionär gewesen. Im Auftrag des späteren Kaisers Maximilian I. (1459-1519) hatte die Familie Taxis diese Institution errichtet, welche dem bestehenden Kommunikations- und Verkehrswesen im Reich vollkommen neue Strukturen zugrunde legte und mehr als 300 Jahre in Betrieb blieb.

Eine Kommunikationsrevolution im Alten Reich

Im Gegensatz zum herkömmlichen berittenen Boten, welcher die gesamte Strecke vom Abgangs- zum Zielort selbst zurücklegte, wurde mit der neuen Infrastruktur der Post eine mehr als dreifache Beschleunigung erreicht. Ausschlagegebend war hierbei die Einführung eines stetigen Reiter- und Pferdewechsels entlang des Weges bei jeder, zu diesem Zweck geschaffenen Poststation. Dadurch entfielen die Pausen, welche ein einzelner Bote samt seinem Pferd benötigte. Die Infrastruktur der Kaiserlichen Reichspost mit ihrem sich immer mehr verdichtenden Postnetz diente nun nicht mehr wie all ihre Vorgängerinstitutionen im Kommunikationsbereich der alleinigen Beförderung von amtlicher Korrespondenz, sondern stand zum ersten Mal auch Privatpersonen zur Nutzung offen. Im Laufe der Frühen Neuzeit erfuhr die Bedeutung der Kaiserlichen Reichspost daher einen stetigen Anstieg. Sie wurde zum zentralen Transportunternehmen ihrer Zeit und bot neben der Beförderung von Briefen und größeren und kleineren Paketen auch Möglichkeiten für Personen, mit ihr zu reisen.

Quellenauszug über den Aufbau den Transportnetzes:

„In diesem Jahr [1490] fiengen die Posten an bestellet zu werden/ auß Be-      
felch Maximiliani I. deß Römischen Königs/ von Oesterreich biß in  
Niederland/ in Franckreich/ und biß nacher Rom. Es lag allweg 5 Meil-           
wegs ein Post von der anderen. Einer war zu Kempten/ einer zu Bleß 3
Stund unter Memmingen/ einer an der Bruck zu Elchingen/ und also    
fortan/ einer mußte alle Stund eine Meil/ das ist 2 Stund weitreiten/ oder         
es war ihm am Lohn abgezogen/ und musten sie reiten Tag und Nacht.
Also kam offt in 5 Tagen ein Brieff von hier biß nacher Rom.“

Christoph Schorer: Memminger Chronick, Oder Kurtze Erzehlung vieler denckwürdigen Sachen: die sich allda nicht allein vor alten, sondern auch zu jetzigen Zeiten, bevorab in verwichenem dreyssigjährigen Krieg begeben und zugetragen, von Ao. 369. biß 1660 ; Sampt einer kurtzen Beschreibung der Statt neben ihrem Grundriß in Kupffer, 51, URL: https://www.digitale-sammlungen.de/de/view/bsb10726918?page=96,97 [letzter Zugriff am 22.10.2023].

Die Stationen der Reichspost lagen also ca. 35 km (1 Meile = 7 km) voneinander entfernt, wobei die Postboten eine Mindeststrecke von einer Meile pro Stunde zurückzulegen hatten, was zu einer deutlichen Verkürzung der Nachrichtenübermittlung führte, zumal sie in der Regel schneller unterwegs waren.

Regensburg und die Post

Welche Verbindung bestand nun zwischen der Kaiserlichen Reichspost und Regensburg? Seit 1630 gab es ein Thurn- und Taxissches Postamt in Regensburg. Ursprünglich verortet in der Goldenen-Bären-Straße 10, nahe der Steinernen Brücke, erfolgte im Sommer 1731 der Umzug des Postamtes, welches für die Briefpost zuständig war, mit seinen Postreitern an den Neupfarrplatz. Der Poststall mit den Postkutschen war an anderer Stelle in der Stadt beheimatet. Die Bedeutung Regensburgs für Kaiser und Reich und damit auch für die Post lag nicht wie oftmals bei anderen Städten, so etwa bei Frankfurt und Nürnberg, in ihrer Position als große Handelszentren oder in ihrer geografischen Lage, was sie zu wichtigen Knotenpunkten in den Postverbindungen machte. Relevant war Regensburg in erster Linie vielmehr auf politischer Ebene mit der sich seit dem Jahr 1663 dort befindenden, ständigen Versammlung der Reichsstände am Immerwährenden Reichstag. Das Regensburger Postamt wird daher ein häufiger und wichtiger Anlaufpunkt insbesondere für die Gesandten der Reichsstände gewesen sein, welche auf regelmäßige Kommunikation mit ihren Regierungen angewiesen waren. Doch auch auf Seiten der Reichspost selbst nahm die Wichtigkeit Regensburgs im 18. Jahrhundert zu. Genau wie die anderen Stände des Reiches hatte auch der Kaiser einen Vertreter auf dem Reichstag. Seit 1748 war mit der Rolle des Prinzipalkommissars der Fürst von Thurn und Taxis betraut worden. Mit dem Umzug des Fürsten nach Regensburg erfolgte automatisch auch die Verlegung der Zentrale der Kaiserlichen Reichspost an den neuen Wohnort des Reichsgeneralerbpostmeisters. Aus der Postgeschichte des Alten Reiches ist Regensburg folglich nicht wegzudenken. Mit der Auflösung des Heiligen Römischen Reiches im Jahr 1806 endete auch die mehr als 300-jährige Ära der Kaiserlichen Reichpost – des ersten Postunternehmens weltweit. Das Regensburger Postamt am Neupfarrplatz ging mit der Reichsstadt Regensburg 1808 an das Königreich Bayern über.

Gebäude Neupfarrplatz 7, Gründerzeitbau anstelle des Alten Postamtes (Foto: Bilddokumentation Stadt Regensburg)
Eckstein zur Erinnerung an die Reichspost am Gebäude Neupfarrplatz 7 (Foto: Rebekka Denzel)

Literaturhinweis

Wolfgang Behringer: Thurn und Taxis. Die Geschichte ihrer Post und ihrer Unternehmen, München 1990.

Martin Dallmeier: Die thurn und taxissche Reichspost in der Stadt des Immerwährenden Reichstages. Zum Jubiläum 500 Jahre Post – Thurn und Taxis 1490-1990, in: Regensburger Almanach 1991, 51-61.

Wilhelm Eissenbeiß: Beiträge zur Geschichte des Botenwesens und der Post in Regensburg. Zsfassung d. im „Archiv für Postgeschichte in Bayern“ erschienenen Beitr., München 1973, insb. 192-193.

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