Bischofshof

Florian Sangkuhl

Der Bischofshof als Quartier der Kaiser und Könige

Dass der Bischofshof als Herberge für Kaiser und Könige in Regensburg diente, ging zurück auf Bischof David Kölderer von Burgstall (1536 – 1579), welcher die Anlage 1575 standesgemäß ausbauen ließ. Den Anlass dafür war die Ankunft Kaiser Maximilians II. (1527 – 1576) zum Kurfürstentag, dem ersten von drei Kurfürstentagen in Regensburg.

Ab diesem Zeitpunkt richteten sich die Kaiser und Könige, wenn sie nach Regensburg kamen, meist im Bischofshof ein. Damit nächtigten sie jedoch rechtlich gesehen nicht in der Reichsstadt Regensburg, welche den Bischofshof umgab, sondern auf dem Boden des Hochstifts Regensburg. Da die jeweiligen Herrscher die bischöflichen Gemächer bewohnten, benötigte der Bischof selbst eine neue Bleibe. So nächtigte er beispielsweise im Eichstätter Hof, welcher dem Bischof von Eichstätt gehörte. Ein Jahr nach seinem ersten Aufenthalt, 1576, wohnte Kaiser Maximilian II. erneut im Bischofshof, als er einen Reichstag nach Regensburg einberief, um sich eine neue Türkenhilfe durch die Reichstände bewilligen zu lassen.

Westflügel des Bischofshofs (Foto: Bilddokumentation Stadt Regensburg)

Kaisertod in Regensburg

Der bereits todkranke Kaiser verließ sein Quartier jedoch nicht mehr lebend, da er am 12. Oktober 1576 starb. Eine Woche lang wurde er hier im Bischofshof aufgebahrt. Danach wurde er u.a. durch seinen Leibarzt, den Humanisten Johann Crato von Krafftheim (1519 – 1585) seziert. Das vom Regensburger Arzt David Fabricius unterzeichnete Sektionsprotokoll ist erhalten. Den Ort im Regensburger Dom, an dem die Eingeweide des Kaisers in einem vergoldeten Kupferkessel neben dem Hochaltar beigesetzt wurden, markiert heute noch ein Gedenkstein. Die Trauerfeierlichkeiten fanden ihren Höhepunkt in der Leichenprozession am 6. November 1576 von der St. Michaelskapelle zum Dom, der dortigen Totenmesse am 7. November und der feierlichen Prozession am folgenden Tag zur Donau. Dort wurden die sterblichen Überreste, darunter das in einem Schmuckkästchen befindliche Herz des Kaisers, auf ein Schiff verladen. Aufgrund der Pest wurde Maximilian II. nicht in die kaiserliche Residenz nach Wien gebracht, sondern in die böhmische Hauptstadt Prag, wo der Kaiser im Veitsdom beerdigt wurde.

Holzschnitt, Stadtarchiv Regensburg, M 623

Holzschnitt des aufgebahrten Kaiser Maximilian II. im Bischofshof:

Ein zeitgenössischer Holzschnitt zeigt den Leichnam des verstorbenen Kaisers Maximilian II. in einem nicht näher beschriebenen Raum. Der Kaiser liegt auf einer schwarz bedeckten Bahre und wird dabei von sechs Kerzen mit dem Wappen des Reiches umgeben. Drei Tage lang wurde der Kaiser auf diese Weise der Öffentlichkeit gezeigt, ehe die Trauerfeierlichkeiten begannen.

Text:

„Ware und Eigentliche Contrafaktur/ des Allerdurchleutigsten/ Großmechtigsten und Unueberwindlichsten Fuersten und Herrn/ Herrn Maximiliano, dieses Namens der Ander Römisch Kayser/ Auch zu Hungern [Ungarn] und Behaimb [Böhmen] König/ u. Wie Sr. Kayserliche Mayestat nach tödlichem abgang zu Regenspurg/ von menniglichen drey tag nach einander also ist gesehen worden/ Im Jahr 1576“

Grabtafel des Eingeweidegrabs Kaiser Maximilians II. im Regensburger Dom:

Nachdem Maximilian II. seziert worden war, bestattete man seine Eingeweide in einem goldenen Kupferkessel (an der nördlichen Seite des Hochaltars) unterhalb des Sakramentshauses im Regensburger Dom. Die Stelle der Bestattung deutet heute noch eine Grabtafel aus rotem Marmor an. Sie zeigt im oberen Bereich die kaiserliche Mitrakrone sowie das Monogramm Kaiser Maximilians II. Darunter das Sterbejahr 1576.   

(Foto: Florian Sangkuhl/Hagen Horoba)

Der Bischofshof als Ort kaiserlicher Audienzen

Als Herberge der Kaiser und Könige war der Bischofshof auch Schauplatz reichspolitischer Ereignisse. Für großes Aufsehen sorgte 1576 eine Gesandtschaft des Großfürsten von Moskau und Zaren von Russland Ivan IV. (1530 – 1584, bekannt als Ivan der Schreckliche) an Kaiser Maximilian II., der sich in Regensburg auf dem Reichstag befand. Am 7. Juli 1576 wurde die Gesandtschaft am Stadttor formell begrüßt und in einer vom Kaiser geschickten Kutsche über die Steinerne Brücke in die Stadt geleitet. Ihr Quartier nahm sie in der Neuen Waag am Haidplatz. Achtmal brach man von dort zur kaiserlichen Audienz in den Bischofshof auf um über den Krieg in Livland, die Kirchenunion, die gemeinsame Bedrohung durch die Türken und die Polnische Krone zu sprechen, welche Maximilian II. für sich gewinnen wollte. Keine der Verhandlungen erzielte dabei ein nachhaltiges Ergebnis, da die Positionen zu unterschiedlich waren und Maximilian II. kurz darauf verstarb. Dennoch hinterließ die Gesandtschaft einen bleibenden Eindruck. Die Fremdheit ihrer Kleidung, Sprache und der religiösen Riten sorgte für immenses Interesse der Bevölkerung, wusste man doch zu dieser Zeit kaum etwas über das weit entfernte Land und dessen Bewohner.

Unbekannter Künstler: Die russische Gesandtschaft 1576, Holzschnitt, zeitgenössisch, Thesaurus picturarum, Bd. 15 Blatt 1436, Public domain, via Wikimedia Commons

Aquarell der russischen Gesandtschaft in Regensburg 1576:

Der zeitgenössische Holzschnitt zeigt die 28 Personen umfassende russische Gesandtschaft [von denen nur 18 auf dem Aquarell abgebildet sind] in Regensburg. Der Schnitt vermittelt vor allem die bunten Kleider und unterschiedlichen Kopfbedeckungen der Gesandten. Einige von ihnen tragen Zobelfelle, von denen 40 Stück dem Kaiser als Geschenk mitgebracht wurden.

Der Bischofshof als Rahmen für bedeutende Rechtsakte

Der Bischofshof war jedoch nicht nur Schauplatz diplomatischer Verhandlungen mit auswärtigen Mächten, sondern auch reichspolitisch bedeutender Entscheidungen. Beim Regensburger Kurfürstentag 1623 belehnte Kaiser Ferdinand II. (1578 – 1637) am 25. Februar im Rittersaal Herzog Maximilian I. von Bayern (1573 – 1651) mit der Kurwürde des geächteten Friedrich V. von der Pfalz. Da der Westfälische Frieden von 1648 die nun bayerische Kurwürde bestätigte, wurde Bayern zum Kurfürstentum. Das anschließende üppige Bankett zur Feier der Rangerhebung fand ebenfalls hier in der bischöflichen Residenz statt, wie etwa auch die Festbankette anlässlich der Krönung von Kaiserin Eleonora Gonzaga d. Ä. (1598 – 1655) auf dem Fürstentag von 1630 und Königin Maria Anna von Spanien (1606 – 1646) auf dem Wahltag von 1636 – 1637.

Belehnung Maximilians mit der Kurwürde:

Das Zeremoniell der Investitur Maximilians I. begann am 25. Februar 1623 mit der Anhörung dreier Messen. Anschließend begab sich Maximilian I. zum Bischofhof und wurde dort von Kaiser Ferdinand II. im Rittersaal mit der Kurwürde belehnt. Das Tafelbild zeigt den Moment der Investitur. Maximilian kniet vor Kaiser Ferdinand II. der das Reichsschwert in der rechten, das Zepter in der linken Hand hält. Auf seinem Haupt die Mitrakrone. Links neben ihm der Reichsapfel. Maximilian trägt bereits den roten Hermelinmantel, das Zeichen der Kurwürde. Der Kurhut liegt noch vor ihm. Entgegen den tatsächlichen Begebenheiten suggeriert das Bild die Anwesenheit aller Kurfürsten, um dadurch die Legitimität und Einstimmigkeit des Aktes zu betonen. Jedoch waren die Kurfürsten von Sachsen und Brandenburg aus Protest nicht im Bischofshof anwesend.

Unbekannter Künstler: Verleihung der Kurwürde an Maximilian I., Öl auf Holz (Tafelbild, Zyklusbild 20), um 1624, Scheyern, Benediktinerabtei, St. Johannes/Kapitelkirche, Public domain, via Wikimedia Commons

Bankett Maria Annas von Spanien:

Die Abbildung zeigt das Festbankett für Maria Anna von Spanien nach ihrer Krönung zur Römischen Königin am 7. Januar 1637, nachdem ihr Ehemann, Ferdinand III., am 30. Dezember 1636 bereits zum römischen König gekrönt worden war. Das Festbankett, das kein reguläres Krönungsbankett war, wurde im Bischofshof abgehalten, wo auch Personen teilnahmen, die sonst ausgeschlossen waren, so etwa die bayerische Kurfürstin und die Gesandten der Kurfürsten von Brandenburg und Sachsen.

Bankett nach der Krönung Maria Annas von Spanien im Bischofshof, Stadtbibliothek Nürnberg


Literaturhinweis

Dieter Albrecht: Maximilian I. von Bayern, 1573 – 1651, München 1998.

Karl Bauer: Regensburg. Kunst-, Kultur- und Alltagsgeschichte. Regenstauf 62014.

Erwin Frauenknecht: Der Bischof und die Stadt. Ein Spannungsverhältnis zwischen geistlicher Intensität und weltlicher Aktivität, in: Peter Schmid (Hrsg.): Geschichte der Stadt Regensburg, Bd. 2, Regensburg 2000, 688 – 710.

Ekkehard Völkl/Kurt Wessely: Die russische Gesandtschaft am Regensburger Reichstag 1576, Regensburg ²1992.

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