Donau

Sebastian Daniel

Die Donau als Handelsstraße

Die West-Ost Richtung der Donau war im europäischen Raum einzigartig und somit eine bedeutende Handelsverbindung. Über den Fluss war Regensburg in ein verkehrstechnisch außerordentlich günstiges Netz aus Wasserstraßen eingebunden. Das ermöglichte einen lukrativen Fernhandel. Auf dem Wasserweg konnten Waren nämlich schneller und günstiger als auf dem Landweg transportiert werden. In Verbindung mit der Steinernen Brücke, die als fester und sicherer Donauübergang ganzjährig genutzt werden konnte und eine zusätzliche Handelsroute nach Norden ermöglichte, konnte sich Regensburg als Fernhandelszentrum im Transithandel etablieren. Schon Wolfram von Eschenbach (um 1160/80 – um 1220) lobte in seinem Parzival die Kostbarkeit des Regensburger Seidenstoffes. Im 12./13. Jahrhundert erlebte die Stadt ihre wirtschaftliche Blüte. Patrizische Großkauffamilien konnten sich großen Reichtum ansammeln. Die wirtschaftliche Macht beruhte in Regensburg auf dem Fernhandel. Mit dieser ökonomischen Stärke ging die Forderung nach politischer Mitsprache einher. So gibt es zahlreiche Belege für den energischen Einsatz der Regensburger Kaufleute beim Kaiser oder anderen Herrschaftsträgern. Das Königtum harmonierte mit der spezifischen Mentalität der Fernkaufleute. Der Kaiser stärkte ihre Autorität und förderte die bürgerlichen Behörden.

Die Donau bei Hochwasser (Foto: Stadt Regensburg, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit)

Die Donau als Heer- und Reisestraße

Der Wasserweg vereinfachte nicht nur den Warentransport, sondern auch den Personenverkehr, insb. in militärischer Hinsicht. Regensburg war gerade auch durch die neuerrichtete Steinerne Brücke ein günstiger Startpunkt für die Kreuzfahrer im 12. Jahrhundert. Otto von Freising (um 1112 – 1158) berichtet, dass König Konrad III. (1093 – 1152) im Mai/Juni 1147 von Nürnberg nach Regensburg kam und dort mit seinem Kreuzfahrergefolge die Schiffe bestieg, mit denen sie die Donau hinabfuhren. Regensburgs günstige Infrastruktur und Logistik bot hierfür den optimalen Sammelplatz für die Heerscharen. Den Kreuzzug des Jahres 1189 führte Kaiser Friedrich I. Barbarossa (um 1122 – 1190) an. Während er mit seinem Hofstaat zu Schiff über die Donau reiste, marschierte das Landheer zu Fuß entlang der rechten Seite des Stromes. Weiterhin soll sich Konrad III. die Geschwindigkeit des Flusses einer Belagerung Kelheims 1151 zum strategischen Vorteil gemacht haben. Infolge des Reichstags von 1155 kommt Otto von Freising nochmals auf die Donau zu sprechen und ergeht sich dabei im Lob über den Fluss und die günstige Lage der Stadt sowie in einigen etymologischen Verirrungen bezüglich der Herleitung des Namens „Ratispona“ bzw. „Ratisbona“ von der lateinischen Bezeichnung für Flöße, respektive Schiffe. Im Kriegsfall war die Donau allerdings nicht nur nützlich für Truppenbewegungen und zur logistischen Versorgung mit Waffen, Nachschub und Ausrüstung. Oft genug war sie ex negativo auch Hindernis für feindliche Angriffe. Bis zur Fertigstellung der Steinernen Brücke gab es keinen anderen festen Donauübergang in der Nähe. Mitunter deshalb war Regensburg auch im Dreißigjährigen Krieg ein begehrtes und heißumkämpftes taktisches Ziel. Daneben nutzten die Kaiser und Könige sie auch, um auf schnelle und bequeme Art längere Distanzen zu überbrücken. 1576 bereiste Kaiser Maximilian II. (1527 – 1576) die Donau ein allerletztes Mal. Nachdem er im Krankenbett verstorben war, folgte eine Art rituelles Klage- und Bestattungszeremoniell, währenddessen Musik und Vergnügungen in der Stadt einzustellen waren. Anschließend wurde der Leichnam auf ein eigens angefertigtes Klageschiff gebracht. Christian Gottlieb Gumpelzhaimer (1766 – 1841) schilderte die Szenerie abschließend: „Nach dem Amte wurde die kaiserliche Leiche in nämlicher feyerlicher Prozession wie sie in den Dom gebracht worden in das Klagschiff gebracht, welches eigends dazu eingerichtet war, ganz schwarz angestrichen und mit kaiserlichen Adlern bemalet gewesen. […] Nun fuhr der Zug in beinahe hundert Schiffen mit der kaiserlichen Leiche die Donau hinab nach Linz.“


Karl Bauer: Regensburg. Kunst-, Kultur- und Alltagsgeschichte, Regenstauf 62014.

Konstantin Moritz Langmaier: Eine Stadt organisiert eine Reichsversammlung. Die Vorbereitungen auf den großen Christentag in Regensburg und die Einzüge von Kardinallegat und Kaiser in die Reichstadt (1471). Ein Beitrag zur spätmittelalterlichen Kulturgeschichte, in: Verhandlungen des Historischen Vereins für Oberpfalz und Regensburg 161 (2021), S. 33-80.

Carl Theodor Gemeiner: Reichsstadt Regensburgische Chronik, 2 Bde., Regensburg 1800-1803.

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