Stiftskirche zur Alten Kapelle

Franziska Klaus, Flavien Rocheron, Eva-Maria Steckenleiter

Ein heiliges Kaiserpaar und sein Gnadenbild

Die im Kern frühmittelalterliche Kirche wurde von dem karolingischen König Ludwig dem Deutschen (um 806-876) gegründet. Seit über 1000 Jahren beherbergt sie das ,,Kollegiatstift Unserer Lieben Frau zur Alten Kapelle“. Die Altehrwürdigkeit der Institution lässt sich schon am Außenbau der Kirche ablesen. Das romanische Langhaus, der gotische Chor, die außen sichtbaren Strebepfeiler und das Hauptportal aus dem 18. Jahrhundert zeugen von der weit ins Mittelalter reichenden Geschichte des Kollegiatstifts. Seinen Ursprung bildet der Legende nach die Taufe Herzog Theodos II. von Bayern (vor 665 bis um 717) durch Bischof Rupert von Worms in der damaligen bayerischen Hauptstadt Regensburg. Umrahmt von herrschaftlichen Pfalzbauten am Alten Kornmarkt diente der Bau als Pfalzkapelle von Herzögen, Königen und Kaisern. Das wichtigste Ereignis der Stiftsgeschichte ist jedoch die Erneuerung von Institution und Architektur durch Kaiser Heinrich II. (973 oder 978-1024) und seine Gemahlin Kunigunde von Luxemburg (um 980-1033) im Jahr 1002. Einer mittelalterlichen Überlieferung zu Folge schenkte Papst Benedikt VIII. (um 980-1024) Heinrich II. anlässlich der Kaiserkrönung in Rom 1014 ein Gnadenbild, das eigenhändig von dem Evangelisten Lukas gemalt worden sein soll. Der Kaiser habe es wiederum dem Regensburger Stift überlassen. Allerdings stammt die heute in der Gnadenkapelle verehrte Bildtafel aus dem 13. Jahrhundert.

Außenansicht von Norden (Foto: Gomera-b, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons)

Legenden und Strategien

Die hohe Bedeutung, die das Kollegiatstift seiner auf Reich und Kaisertum bezogenen Geschichte beimaß, belegt ein Wappenwandkalender von 1785. Der Kupferdruck dient der Repräsentation und rückt die kaiserliche Neugründung des Stiftes in den Vordergrund. Das Bild zeigt die Übergabe des Gnadenbildes und betont somit die Verbindung zwischen Kaiser und Papst sowie die religiöse Legitimierung des Kaisertums. Eine ähnliche Darstellung befindet sich im Deckenfresco des Langhauses. Goldene Rocaille-Stuckaturen umspielen dort das Bildprogramm aus dem 18. Jahrhundert. Thematisch stehen die Schutzheiligen der Alten Kapelle im Vordergrund: Maria als Kirchenpatronin und in Gestalt des Gnadenbildes sowie die Verherrlichung des Stifterehepaares. Am Fuß des Maria geweihten Hauptaltars sind Heinrich II. und Kunigunde als Skulpturen dargestellt. Auch der Altar der auf der Südseite befindlichen Gnadenkapelle kommt nicht ohne Verweise auf das Kaiserpaar aus. Die aufwändige Neugestaltung und die ikonographische Betonung des Stiftungsaktes dienten der Repräsentation des Stiftskapitels zu seinem 750. Gründungsjubiläum. sie richteten sich gegen Initiativen des Regensburger Bischofs, der zu dieser Zeit für die Alte Kapelle eine Aberkennung ihres Titels und ihrer Rechtsstellung eines kaiserlichen Kollegiatstiftes anstrebte.

Hochaltar im Osten der Alten Kapelle (flankiert von Skulpturen Heinrichs II. (links, mit Kommandostab) und Kunigundes (rechts, mit Zepter); über diesem findet sich im Stuck des Hochalters eine Darstellung des Gnadenbildes) (Foto:. Hajotthu, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons)
Das Gnadenbild der Alten Kapelle, Tempera auf Kreidegrund, Leinwand und Holz, 13. Jhd. (Auch hier das Kaiserpaar Heinrich der II. (links, mit Reichskrone) und Kundigunde (rechts mit, Reichsapfel). Den Altar bekrönt die kaiserliche Mitrakrone) (Foto: Dr. Thomas Hölzl)
Darstellung des Gnadenbildes im Stuck des Hochaltars (Foto: Kunstsammlungen des Bistums Regensburg)

Literaturhinweis

Meinrad von Engelberg: Renovatio Ecclesiae – die „Barockisierung“ mittelalterlicher Kirchen, Petersberg 2005.

Werner Schiedermair (Hg.): Die Alte Kapelle in Regensburg, Regensburg 2002.

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