Sarah Staufer
Der erste Besuch des Kaisers
Ein politischer Anlass für die Neugestaltung des zentral gelegenen Brunnens, zuvor ein schlichter hölzerner Brunnenkasten, war wohl der erste Besuch von Kaiser Maximilian II. (1527-1576) in Regensburg am 6. Juni 1566 auf seinem Rückweg vom Großen Reichstag in Augsburg nach Wien. Der in Begleitung seiner Gemahlin Maria von Spanien (1528-1603) zu Schiff auf der Donau reisende Kaiser hielt sich allerdings nur kurz in Regensburg auf, um die Huldigung von Rat und Bürgerschaft der Stadt entgegenzunehmen. Zudem überreichte der um ein gutes Verhältnis zum Kaiser bemühte Regensburger Rat dem Kaiserpaar als Willkommen zwei vergoldete Trinkgeschirre aus Silber sowie Muskat- und Rheinwein, Hafer und Fische.
Symbolische Würdigung von Kaiser und Reich
In reich mit Lorbeer- und Akanthusblättern sowie Rosetten verzierten Feldern des steinernen Brunnentroges und auch im schmiedeeisernen Ziergitter sind die Wappenzeichen von Reich und Reichsstadt zu erkennen – der Reichsschwert, Reichszepter und Reichsapfel haltende Doppeladler mit dem Reichswappen im Brustschild und die gekreuzten Schlüssel für Regensburg. Auf dem mittigen Brunnenstock, der mit aus Grotesken ragenden Wasserspeiern versehen ist, thront auf einer vergoldeten Kugel ein Bronzeadler. Der einköpfige Adler, der auch Brunnenanlagen in vielen anderen Reichsstädten ziert, diente seit Kaiser Karl dem Großen (747/748-814) als Sinnbild für die Kaiserwürde. Er wendet seinen Kopf in Richtung des Bischofshofes, wo Kaiser Maximilian II. und nach ihm weitere Kaiser bei Aufenthalten in Regensburg ab 1575 Quartier nahmen.
Auch im Rahmen von feierlichen Einzügen in Regensburg kamen die Kaiser hier regelmäßig vorbei. Die in der Mitte geteilte goldene Kugel symbolisiert den Reichsapfel und damit das Heilige Römische Reich. Somit kann diese Darstellung als Huldigung an den Kaiser als Stadtoberhaupt verstanden werden. Dieses Herrschaftsverhältnis war verbunden mit Rechten und Pflichten beider Seiten. Während der Kaiser der Stadt gewisse Privilegien sowie Schutz und Schirm garantierte, bezahlte die Stadt Reichssteuern und gewährte ihm Gastfreundschaft bei Reichsversammlungen oder Durchreisen. Mit dem Bau des steinernen Brunnens, der die Stadt 331 Gulden kostete, bestätigte Regensburg symbolisch die bestehende Herrschaftsordnung.
Literaturhinweis
Helmut-Eberhard Paulus: Wasser im Dienste reichsstädtischer Repräsentation, in: Historischer Verein für Oberpfalz und Regensburg. Verhandlungen des Historischen Vereins für Oberpfalz und Regensburg 136 (1996), 33-38, 40f., heimatforschung-regensburg.de/2407.
Elke Masa: Freiplastiken in Regensburg. Brunnen, Denkmäler, Freiplastiken und Installationen im öffentlichen Raum der Stadt, Neustadt an der Aisch 2005, 47f.